Vita
1956 beginnt Ira Schneider sein Studium in experimenteller Psychologie und vergleichenden Literaturwissenschaften an der Brown University New York und beendet es 1960 mit dem Bachelor of Arts. Darauf folgt bis 1961 ein Auslandssemester in München an der Ludwig Maximilians Universität mit einem Studium von Kunstgeschichte und Sprachwissenschaft (englische Philologie). Dieser Aufenthalt löst bei ihm die erste intensive Auseinandersetzung mit der deutsch-europäischen Kunstgeschichte sowie dem europäischen Film aus, den er reichlich im Münchner Programmkino „Studio für Filmkunst“ in der Occamstraße studieren konnte. In dieser Zeit reist er auch in mehrere europäische Großstädte. 1961 geht Schneider zurück in die USA, um an der Universität von Wisconsin in Madison Experimental-Psychologie und Wissenschaftsphilosophie zu studieren; 1964 macht er seinen Master.
Video und Fotografie
Mit Fotografie beginnt Schneider 1952; es folgt die Arbeit an 16-mm-Filmen. Seine Video-Pionierleistung beginnt Mitte der 60 Jahre, in dem er das Nachtleben der New Yorker Undergroundszene auf Video begleitet: in einer beliebten kleinen Boutique in der unten ein Club ist, in dem Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Doors, The Who und viele weitere Musiker und Musikerinnen der Rockmusik auftreten. 1962 bis 1968 entstehen acht experimentelle Kurzfilme, darunter Lost in Cuddihy und The Ghost of Wittgenstein. Er geht 1969 zum Woodstock-Festival und experimentiert mit der Videokamera; er nimmt nicht die Musiker auf, sondern beobachtet das Geschehen um Woodstock herum im Publikum, so entsteht das Video Woodstock. Mit seinem Partner Frank Gillette realisiert Ira Schneider 1969 die Installation Wipe Cycle, die gemeinsam mit Arbeiten von Nam June Paik in der ersten Gruppenausstellung für Videokunst in New York gezeigt wird. 1970 gründet er die Zeitung Radical Software, für die er bis 1974 als einer der Herausgeber und Redakteure tätig ist. Ebenfalls 1970 wird er auch Mitglied der Raindance Foundation, einer medienökologisch orientierten Gruppe. 1974 ist seine erste Einzelausstellung mit der Video Installation Manhattan is an Island und eine Gruppenausstellung mit der gleichen Installation im Syracuse – Museum of Fine Arts (seit 1968 Everson Museum of Fine Arts) New York City. Des Weiteren folgt die Video Installation Echo von 1975, projizierte visuelle Echos der Ausstellungsbesucher. Im Jahre 1976 wird von Ira Schneider (co/editor Beryl Korot) das erste Buch, das sich mit dem neuen Medium Video als Kunstform auseinandersetzt, in New York herausgegeben, es heißt VIDEO ART An Anthology. Seine Installation Time Zones wurde erstmals im Jahr 1981 im Whitney Museum New York City und 1984 in einer Gruppenausstellung mit Duchamp, Man Ray, Paik und Monet in Brüssel gezeigt. Außerdem war sie in London, Wien, Lyon und Mannheim zu sehen.
Eines seiner wichtigen Videos A Weekend on the Beach with Jean-Luc Godard von 1984 zeigt die Begegnung (auf der Terrasse seines Strandhaus in Los Angeles, USA) mit Wim Wenders, Jean-Luc Godard und Heiner Müller. Mit einem Stipendium kommt er 1993 nach Berlin, wo er jetzt lebt und 1995 sein Video Datenraum Deutschland entwickelte. Bis heute begleitet er das Berliner Nachtleben mit seiner Videokamera und der Fotokamera, 1999 filmte er das Video Schneider heiratet seine SONYA, eine Einigung mit seinem TV-Leben, da er 1998 sein 50-jähriges Jubiläumsfest zum Thema TV-Sehen feierte. Immer wieder gibt es Ausstellungen mit seinen Fotografien, in Berlin entwickelt er seine fotografische Serie Baulin, eine Fotoserie von Fußwegen und Renovierungsarbeiten an Häusern im Stadtteil Prenzlauer Berg Berlin, RGB entsteht unter dieser Serie.
Auszeichnungen
Hannah-Höch-Preis für Video Kunst 2006
Ausstellungen
2014: Herr Ira Schneider kocht – Videoinstallation und Internationale Küche. ZAGREUS Projekt KochKunstGalerie, Berlin
2006: Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
2005: Art Center, Berlin
2004: Zuviel TV, Joselite Centrum, Berlin
2003: Linc Art Gallery, San Francisco
2002: Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
2001: Studio 63, Berlin
2000: National Galerie, Prag, Art Akademie Budapest, HDK Berlin
1998: Humboldt-Universität zu Berlin
1998: Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
1997: Institut Galerie & Kaufladen, Berlin
1997: Anthology Film Archive, N.Y.C.
1996: Shift Galerie, Berlin
1994: Akademie der Kunst, Saarbrücken
1993: Kunstakademie Düsseldorf
1992: Konrad Wolfe Film Schule, Babelsberg
1992: Night Light TV, N.Y.C. cable-tv show
1988: Museum of Image & Sound, Sao Paulo
1981: Whitney Museum of American Art, N.Y.C., „Timezones, a reality simulation“
1980: Everson Museum, Syracuse, N.Y. „Timezones“
1979: Environmental Communications & Some Small Business; Venice, Ca.
1979: Boston Film & Video Coop
1978: AVZ GRAZ
1978: Anthology Film Archive, N.Y.C., „Echo“
1977: Whitney Museum of American Art, N.Y.C. „Manhattan is an Island“
1976: Synapse, Syracuse University, N.Y.C. „Echo“
1975: The Kitchen, N.Y.C. „Video 75“
1974: The Kitchen, N.Y.C. „Manhattan is an Island“
Gruppenausstellungen
2019: Under the Underground, Galerie Franzkowiak, Berlin*
2007: Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, „Manhattan is an Island“, mit Nam June Paik, Takahiko Iimura, Joan Logue, Wolf Vostell und anderen
2007: Galerie der Künste, Berlin Strictly Berlin „007 – Targets of Opportunity“ (kuratiert von Ingeborg Fülepp und Heiko Daxl)
2006: Galerie Walden, Berlin mit Emmett Williams, Willoughby Sharp, Pamella Smith, David Medalla, Ann Noel, Reinhart Buettner
2006: Galerie der Künste, Berlin Strictly Berlin „2000–2006“ (kuratiert von Ingeborg Fülepp und Heiko Daxl)
2005: ZuvielTV, Art Salon Berlin; Kunstfilm Biennale premiere, Köln.Zamek, Poznań
2004: Nikolaj Gallery, Copenhagen-Max’s Kansas City Club Show
2003: Kunstpunkt Berlin, mit Emmett Williams/Ann Noel
2002: Kunstpunkt Berlin
1999/2000: Art-Forum, Berlin
1998: Museum of Modern Art, N.Y.
1997: Art Forum, Messe Berlin, Art Club Berlin
1994: Whitney Museum of American Art, N.Y.C. „TV as a Creative Medium“, 25th anniversary of the first video group show in N.Y.C. (1969) at the Howard Wise Gallery, mit Nam Jun Paik, Frank Gillette, Paul Ryan und anderen
1994: America Haus, Berlin, Fulbright meetings, „Wanderungen durch die deutschen Länder“
1991: The Kitchen, N.Y.C. Raindance Foundation 20th. anniversary exhibition; mit Beryl Korot, Frank Gillette, Paul Ryan und Davidson Gigliotti
1989: Kongresshalle, Berlin, Video Sculpture, ca. 45 installations, „Wipe Cycle“ mit Frank Gillette
1989: Kölnischer Kunstverein, Video Sculpture, ca. 45 installations, „Wipe Cycle“ mit Frank Gillette, Paik, Kubota, Oursler, Shaw, Campus, Levine, Schwartz, Graham, Muntades und anderen
1985: traveling show, Time, the fourth dimension in Art, The Barbican Center London, Museum Moderne Kunst Wien, Museum Nouvelle Lyon, Kunsthalle Mannheim,
1984: Palais de Beaux Art, Brussels, Time, the fourth dimension in Art, „Timezones“ (Videobänder von 24 verschiedenen Zeitzonenaufnahmen rund um den Globus, in der selbigen Zeit aufgenommen), mit Duchamp, Man Ray, Paik, Monet, D. Oppenheim, Rodin und anderen
1980: Winter Olympics, Lake Placid, N.Y. „Timezones“, mit Paik, Gillette & anderen
1975: Kennedy Center, Washington, D.C.
1975: Institute of Contemporary Art, Philadelphia
1974: Museum of Contemporary Art, Chicago
1970: Rose Art Museum, Waltham, Mass. „Random Interlace Content Electronics“ mit Videofreex, F. Gillette, Paik, P. Ryan und anderen
1969: Howard Wise Gallery, N.Y.C., TV as a Creative Medium, „Wipe Cycle“ mit F. Gillette, und arbeiten von Paik, Paik/Charlotte Moorman, Paul Ryan, Aldo Tambolini und andren
Videoarbeiten
2005: „More or Less Related Incidents in Recent History“ (A) 39min., – +
2005: „(A) 28″30″“ an information collage
2004: „2+2=4“ (D) 30sec.
2003: „The Two Woodstock Festivals of 1994“ (D) 24min.
2002: „Bob Rutman, Artist, Musician, instrument maker“ (D) 60min.
2001: „TV as a Creative Medium“ (D) from 1969,11min. b/w, „Vision & Television“ (D) from 1970, 35 min. b/w. „Brazil, the Sleeping Giant“ (A/D) 58 min.;
2000: „How Bill Viola Does It“, (A) 2minutes;
1999: „Schneider heiratet seine SONYa“, (A) 3minutes; „Schneider Marries his SONYa“ 3 min.
1998: „Nam June Paik is eating Sushi in South Beach“ (Miami, Florida), (A) one minute;
1997: „The Frantic Pedantic Semantic Antic“ (A) sound & color added to original 1965 silent film, 8 min.
1996: „Mr. Fluxus“, Memorial to George Maciunas, May 1, 1996, Wiesbaden w. many Fluxians (D) 2hrs.
1995: „Datenraum Deutschland“, (I) edits of 16 Bundesland tapes about past & present cultural expression, visitors walk on large (16x12m) map of Germany, 16 tapes play simultaneously
1994: „The 2 Woodstock Festivals of 1994“ Saugerties – Bethel, N.Y., (D), 1 hr. selection w. Martin Hamlet
1993: „Das Vereinigte Deutschland“, sampler of the videos for the 1995 installation, (D), ca. 30 min.
1992: „Video Skulptur“, (D) of the 1989 group video show, Kunstverein Köln, ca. 40 installations, 30 min.
1992: „Neil Williams’s Wake“, (D) F.Stella, J.Schnabel, Viva, Ultraviolet, Taylor Mead etc. attended, 70 min.
1991: „John Campbell“ great blues guitarist at Nells, 14th St. N.Y.C., (D), 2 hrs. (NTSC)
1990: „Music from the N.Y. clubs- J. Campbell at Nells“, „Mystic Chain“ at the BBQ, 4 hrs.
1989: „The World Trade Center“, (A) animation, 30 seconds
1989: „People walking through the Berlin Wall“, (A) trick, Aug. 1989, shown in Kongresshalle Berlin, 5 min. in „Wipe Cycle“, (I) by I.S. & F.Gillette, part of „Video Skulptur“ group show, Aug.27-Sept. 27, 1989, (NTSC);
1988: „A Day at Copacabana Beach“, (A), Rio folk culture at the beach, 12 min.*
1987: „The New York City Parking Game“, (A), complicated rules & heavy penalties, happy ending, 10 min.
1986: „Either a Honeymoon or a Forced March“, (A) manic trip, Paris, Italy, Yugo., Austria, Germany, 1 hr.
1985: „Bigelows Luncheonette Closes Forever“,(D) the Village, loses a favorite meeting&eating spot, 26min.
1984: „TV as a Creative Medium“(D) the first group videoshow in N.Y. 1969, Howard Wise Gallery, 10min.
1984: „The 11th. Greenwich Village Halloween Parade“, (A/D), archetypal all saints day, 36 min.
1984: „A Weekend at the Beach, w. Jean-Luc Godard“, (A/D), W. Wenders, H. Müller, etc. 1978, Calif., 7min.
1980: „TIMEZONES“, a reality simulation, (I) 24 videos, 30 min. of each time zone, played simultaneously giving the feeling that one could see all over the world at the same time;
1978: „Some Scenes in Southern California“, (A), landscapes & mellow culture, 13 min., (I) with below;*
1977: „Several Minutes of Several Days in the Hamptons“, N.Y. beach culture, 13 min., (I) with above, b/w;*
1976: „Echo“ (A/D/I), doc. of visual (Video) echo installation, Syracuse N.Y., 12 min.
1976: „More or Less Related incidents in Recent History“,(A/D) mix of 25 yrs. of news, war, culture, 41min*.
1975: „Bit, Chunks, and Pieces“, (A) prototype for video disc on American culture,b/w,50min.,(I)Video 75*,(NTSC);
1974: „Manhattan is an Island“, map (I), experience all Manhattan in one space, 6 tapes simult., b/w, 1hr.*
1974: „Gregory Bateson“, (D), lecture on biology & culture, Lehman College, N.Y., b/w, ca. 60 min.
1973: Richard Serra, installing sculpture at the Staedlik Museum, Amsterdam, (D), b/w, ca. 5 min.
1973: „The Boring Years“, (A) city & country contrasts, with Beryl Korot, b/w, 5 min.*
1973: „The Fourth of July in Saugerties“, (A/D) typical American celebration, w. B.Korot, b/w, ca. 5 min.
1970: „Media Primer“, (D) relationship of media to American culture, b/w, 30 min.*
1970: „Steve Miller Group, The Who, Mountain, Jefferson Airplane at the Fillmore East“, b/w, ca. 30min. each (NTSC);
1970: „Buckminster Fuller“, (D) rap on the history of civilization & ecology, b/w, 35 min., director/editor;
1969: „Abbie Hofmann“ (D), rap on the Chicago 8 trial & America, b/w, 20 min. producer & sound;
1969: „The Rolling Stones free Concert“ at Altamont, Ca., (D) subject of „Give Me Shelter“, b/w 3 hrs.
1969: „The Woodstock Festival“, (D) backstage, crowds, sociology, b/w, 60 min.
1969: „Wipe Cycle“, (I) with Frank Gillette, two 30 min. edited tapes, 2 video time delays, 1 live camera, mixing the audience into the art work as active participants (NTSC);
1969: „The Ohio Tapes“, (D/A) farmers, students, performance, America, with Frank Gillette, b/w, 9 hrs.(NTSC). *above = „Information Collage“, style of combining audio & visual data
Fotografische Arbeiten
(Auszüge):
50 Jahre – 2000 Jahre alte Skulptur mit Gummistiefel von 1959
60/90 Jahre – Rock’n Roll Greats[7]
70 Jahre – Sand
80 Jahre – Rush Hour I – III
90 Jahre – Baulin, Berlin building site, RGB
2000–Japan, Venice, The Tiger’s Wash, Water, Salvador Picasso
Literatur
Radical Software. 1970–1974, ZDB-ID 1095862-9.
Ira Schneider, Beryl Korot (Hrsg.): Video art. An Anthology. Harcourt Brace Jovanovich, New York NY 1976, ISBN 0-15-193632-3.
Katja Albers (Hrsg.): Ira Schneider – mysteries in reality. Ed. Braus, Heidelberg 2006, ISBN 3-89904-264-6.
- mit Angelika Platen, Andreas Trogisch, Moritz Schleime, Miriam Vlaming, Stefanie Hillich, Christoph Löffler, Sador Weinsčlucker, Holger Biermann, Alexandré Dupeyron, Holger Kupfer, Jurgen Ostarhilt, Jan Michalko, Christin Otto, MK Kaehne, Marc Gröszer, Jens Hausmann, Patricia Escriche, Emma Grün, Hansa Wißkirchen, Ulrik Møller, hannah goldstein, Peter Scior, Thomas Gust, Christian Reister, Marion Pfaus (alias Rigoletti), Jan Herdlicka, Joanna Buchowska, Natalie Burgmann, Katja Strempel, Jürgen Grewe, Benjamin Kerwien, Svenja Kreh, Kat von Stenglin, André Wagner, Anna Wagner, ISMENE, Kerstin Dzewior u.a.